Die Bevölkerung wird immer älter – und das schlägt sich auch in der Politik nieder: Der demografische Wandel führt dazu, dass die Stimmen der jungen Generation im Verhältnis zu den Stimmen der älteren Generation immer weniger Gewicht haben. Damit geraten die spezifischen Interessen und Forderungen junger Menschen im Setting politischer Entscheidungen immer mehr in die zweite Reihe. „Die Zukunft muss aber insbesondere von denen gestaltet werden, die von der Zukunft am längsten abhängen” – so der Landesjugendring Niedersachsen, der sich unter anderem deshalb für die Absenkung des Wahlalters auf 14 Jahre ausspricht.
Dass junge Menschen ein Interesse an politischer Mitbestimmung aber keine ausreichende Möglichkeit dazu haben, machen auch Befragungen des LJR deutlich: Über 4.000 niedersächsische Jugendliche beteiligten sich z.B. an einer Online-Befragung des Landesjugendrings und beurteilten dabei unter anderem auch ihre Beteiligungsmöglichkeiten. Das Ergebnis sollte ein Alarmsignal für die Politikerinnen und Politiker sein: Die Beteiligungsmöglichkeiten in ihrer Kommune beurteilten die Jugendlichen durchschnittlich mit einer Schulnote von 3,7 – in keiner anderen Rubrik schnitten niedersächsische Städte so schlecht ab. Die Absenkung des Wahlalters kann nach Ansicht des LJR ein Instrument sein, um den Interessen junger Menschen in der Politik mehr Beachtung zu schenken und sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen.
Nach Ansicht des Landesjugendrings bietet das Wahlalter 14 außerdem die Chance, Demokratieerziehung stärker und besser in der schulischen und außerschulischen Bildung zu verankern, da insbesondere auch Haupt- und Realschüler-innen im Zusammenhang mit ihrer ersten Wahl noch in schulischen Zusammenhängen erreicht werden könnten. Schule, Jugendverbände und andere Bildungsträger leisten mit ihren Angeboten einen wichtigen Beitrag dazu, die gesellschaftliche Bedeutung der Wahlhandlung, die persönliche Relevanz der Entscheidung für den einzelnen jungen Menschen und die Möglichkeiten des politischen Engagements so zu vermitteln, dass junge Menschen ein positives Verhältnis zu politischen Wahlen entwickeln. Auch dafür wäre es wichtig, dass die erste Wahl frühzeitig stattfindet.
Schließlich kann der Landesjugendring darauf hinweisen, dass sich die Erfahrungen mit der Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre bei Kommunalwahlen positiv ausgewirkt haben und dass aus entwicklungspsychologischer Sicht 14-jährige ohne Zweifel die nötige Reife besitzen, eine solche Wahlentscheidung zu treffen.
Der Niedersächsische Landtag befasst sich zurzeit auf Antrag von Bündnis90/Die Grünen mit der Absenkung des Wahlalters auf 14 Jahre bei den Landtags- und Kommunalwahlen in Niedersachsen. Der Landesjugendring Niedersachsen hat sich mit einer fachlichen Stellungnahme in den Gesetzgebungsprozess eingebracht, die zum Download bereit steht oder online nachgelesen werden kann.
Stand: Mai 2008