Der politischen Bildung kommt nach Auffassung des Landesjugendrings Niedersachsen eine zentrale gesellschaftliche Bedeutung zu, da sich demokratische Grundprinzipien nicht von selbst einstellen, sondern stets aufs Neue von unten wachsen und von oben gefördert werden müssen. Das Ziel von politischer Bildung muss es deshalb sein, Zusammenhänge im politischen Geschehen aufzuzeigen, Toleranz und Kritikfähigkeit zu vermitteln und zu stärken, demokratische Spielregeln zu verankern und dadurch zur Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen, zur Herausbildung und Weiterentwicklung von aktiver Bürgerschaft, gesellschaftlicher Partizipation und politischer Beteiligung beizutragen.
Partizipation als zentrales Element politischer Bildung
Eine so verstandene politische Bildung ist Aufgabe der verschiedenen zivilgesellschaftlichen Akteuren, der nonformellen und formellen Bildungseinrichtungen und weiterer staatlicher Organisationen. Dabei kommt der Partizipation eine wichtige Funktion in der politischen Bildung bei: Durch das eigene Tun findet eine sehr viel ausgeprägtere Form der politischen Bildung statt.
Die Jugendverbände in Niedersachsen tragen – ebenso wie andere Träger der Jugendarbeit – maßgeblich dazu bei, junge Menschen politisch zu bilden, sie an Entscheidungsprozessen zu beteiligen und Lust auf politische Partizipation zu machen. In den Angeboten der Jugendarbeit lernen junge Menschen nicht nur, sich für ihre eigenen Interessen und solidarisch für die Interessen anderer einzusetzen, sondern erleben auch die Selbstwirksamkeit und dass es sich lohnt, sich gesellschaftlich zu engagieren und sich für Partizipation und Demokratieentwicklung einzusetzen.
Engagement in der Jugendarbeit ist daher ein wesentlicher Bestandteil politischer Bildung – und eine wichtige gesellschaftlichen Weichenstellung für späteres Engagement in Politik und Gesellschaft, wie auch u.a. der Freiwilligensurvey statistisch belegt. Durch das Engagement in Jugendverbänden erlernen Jugendliche, wie Entscheidungsprozesse in Organisationen und in der Gesellschaft funktionieren und wie sie sich persönlich einbringen können.
Der Landesjugendring Niedersachsen e.V. begrüßt daher das Ansinnen der Niedersächsischen Landesregierung und der Koalitionsparteien, den Stellenwert der politischen Bildung zu erhöhen und „im Geschäftsbereich des MK eine Koordinierungsstelle für politische Bildung und Medienkompetenz in Niedersachsen [zu] schaffen“ – dies muss im engen Zusammenspiel mit dem Ziel, neue Beteiligungsmöglichkeiten zu schaffen, gesehen werden. Den Einsatz digitaler Medien bei der Beteiligung junger Menschen (E-Partizipation) und der politischen Bildung gilt es weiter zu erproben und auszubauen.
Digitale Medien als Instrument der Partizipation
Ausdrücklich begrüßt der Landesjugendring daher, die politische Bildung inhaltlich mit Angeboten der Verbesserung der Medienbildung zu verknüpfen. Die Vielfalt der Medienangebote bietet insbesondere für junge Menschen viele Chancen der Selbstverwirklichung und der Partizipation und bietet neue Bildungs- und Informationsmöglichkeiten. Diese Chancen gilt es medienpolitisch und -pädagogisch zu begleiten.
Eine moderne (Medien-)Politik muss die Interessen von Kindern und Jugendlichen aufgreifen, sie muss den Rahmen für eine gerechte Teilhabe in und durch Medien gestalten, den Rahmen für einen adäquaten Kompetenzerwerb schaffen und den Zugang zu Informationen sichern. Medienpolitik muss insbesondere der politischen, kulturellen und ökonomischen Bedeutung der Medien gerecht werden und die Stärkung der Medienkompetenz als zentrales Ziel formulieren.
Der Jugendarbeit kommt bei der Vermittlung von Medienkompetenz eine besondere Rolle zu, da hier nahezu gleichaltrige Jugendleiter-innen als Vorbilder fungieren und positive Mediennutzung vorleben können. Medien werden als Methoden in diversen Angeboten der Jugendarbeit genutzt und bekommen einen immer höheren Stellenwert für die (innerverbandliche) Partizipation und die (politischen) Bildungsangebote. Die neXTmedia-Kooperation zwischen der NLM und dem LJR sind ebenso wie die neXTvote-Projekte des Landesjugendrings gute Beispiele für die Stärkung der Medienkompetenz und der Verzahnung zwischen Medienbildung und politischer Bildung.
Politische Bildung muss auf allen Ebenen stärker gefördert werden
Der Landesjugendring Niedersachsen e.V. fordert die politischen Entscheidungsträger-innen auf allen politischen Ebenen auf, der politischen Bildung junger Menschen eine höhere Bedeutung beizumessen. Dafür ist es insbesondere notwendig, Partizipationsmöglichkeiten für alle junge Menschen zu verbessern und politische Teilhabemöglichkeiten zu schaffen, die auch politik- und bildungsferne Jugendliche angemessen berücksichtigen. Dies lässt sich nicht allein durch das Land Niedersachsen erreichen, hier sind insbesondere auch die Kommunen in der Verantwortung.
Beschluss des Hauptausschusses vom 22.10.2013